Der Frühling scharrt schon mit den Hufen und doch ist auch immer noch Erkältungszeit. Ich geb ja eher selten öffentlich Gesundheitstipps (sowas wie: bei Erkältung mit Zwiebeln in den Socken schlafen), aber für Herz und Kopf hab ich eigentlich immer einen guten parat. Und damit ist doch auch dem Körper geholfen, oder nicht?!
Beim Instagram-Story schmökern gestern Abend, habe ich einer stark erkälteten und sichtbar erschöpften, aber durchaus hübschen Frau ins Gesicht geschaut und mit großen Augen und noch größeren What the Fuck- Gedanken ihrer Message gelauscht.
Denn es gab kein Hustentee-und-Buch Bild aus dem Bett, mit weißer Bettwäsche und Blumen im Hintergrund auf dem perfekten Nachtschrank, wie sonst typischerweise bei einer Instagram-Erkältung. Das erfreut ja aber zumindest noch mein ästhetisches, grauliebendes Auge. Also nicht aufhören…
Nein. Mir wurde, offensichtlich mit hämmernden Kopfschmerzen, erzählt, wie froh und dankbar sie sei, dass ihr durch die Erkältung vom Universum aufgezeigt wurde, an welchen Stellen sie noch an sich und ihren Einstellungen, Gedanken-und Verhaltensmustern arbeiten muss. Die Themen – die zu der Erkältung geführt haben, ja nee, is klar – sind aber bald durchgearbeitet und dann kommt auch die Heilung.
Ähm ok. Also versteht mich nicht falsch:
- natürlich beeinflussen sich Körper und Seele (vereinfacht, weil kennt jeder) permanent. Mega spannend und voll mein Thema!!
- natürlich kommt heutzutage wirklich keiner mehr an der Macht unserer Gedanken vorbei oder sollte es zumindest nicht
- Spiritualität – yeah, wer Bock drauf hat, unbedingt!
- ich habe auch Louise Hay Bücher und guck auch öfter mal rein
- die Erkenntnisse der Psychosomatik sind genial!
(dies hat wiederum nichts mit Louise Hay zu tun ;-)) - sich weiterzuentwickeln, als Persönlichkeit zu wachsen – jaaaaaaa!
- die lauten und leisen Zeichen des Lebens wahr- und anzunehmen – 100%
- wenn gesundheitliche Probleme immer wieder auftreten, lohnt es sich vielleicht mal die Dinge ein bisschen ACHTUNG GÄNSEHAUT: ganzheitlicher zu betrachten? Hell Yeah!
Aber verdammt nochmal: müssen wir uns denn selbst mit einer Erkältung, wenn wir uns hustend und schniefend wie ein Häufchen Elend vom Bett zum Sofa schleppen, noch selbst optimieren? An uns arbeiten? Sehen und lernen, was wir ja nun offensichtlich falsch machen? (wenn wir uns mehr Abgrenzen und öfter mal NEIN sagen könnten, wäre der hochansteckende Erkältungsvirus natürlich kurz vor Eintritt in den Körper mit gehisster Friedensfahne wieder abgedreht) Dürfen wir uns nicht einfach mal mit einer Erkältung ins Bett schmeißen, Netflix gucken und Essen bestellen? Oder drei Tage durchschlafen?
Denn hören wir nicht genau dann auf den Körper und die Zeichen des Lebens: Schatz, du brauchst mal ne Pause?!
Müssen wir permanent, auch wenn wir dazu gar keine Kraft haben, in allem und jedem ein Zeichen sehen oder gar eine Aufforderung zur Besserung? Leben a.k.a. Besserungsanstalt? Dachte immer, das soll auch ein bisschen Spaß machen…
Mir ist natürlich vollkommen klar, worauf sie hinaus wollte und daran ist nun wirklich rein gar nichts auszusetzen. Who am I. Aber: das gucken sich Menschen an. Wirklich viele Menschen. Menschen, die vielleicht nicht wirklich den Ansatz, den Gedanken, den Hintergrund dazu kennen. Menschen, die vielleicht selber an einer Erkrankung leiden – die vielleicht nicht nur eine Erkältung ist – und denen man eben nicht einfach sagen kann, dass dann wohl ihre Einstellung nicht stimmt und sie noch nicht genug an sich arbeiten.
Wenn man sich ununterbrochen mit sich selbst und seinem Higher Self oder zumindest dem Weg dahin beschäftigt (dazu gibts bald einen extra Artikel – ich freu mich schon!), läuft man Gefahr, die Realität aus den Augen zu verlieren. Im Grunde nichts daran auszusetzen, denn so toll ist sie ja nunmal auch nicht immer und wir sind noch ziemlich weit entfernt von einer globalen spirituellen Erleuchtung. Aber zumindest sollte man die Menschen nicht aus den Augen verlieren. Die Menschen, zu denen man spricht.
In diesem Sinne spreche ich jetzt mal: man darf sich auch ruhig mal locker machen!
Und wenn die Erkältung vorüber ist, denn das schafft unser geniale Körper schon ganz allein, können wir ja mal überlegen, welche „Zornesworte“ wir denn so zurückhalten. Denn dies, sagt Louise Hay, führt zu Halsschmerzen!
Deine Marlene
♥