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FOMO oder JOMO

fomo

Jetzt ist sie völlig verrückt geworden?! Nein. Diese Akronyme, insbesondere FOMO, sind tatsächlich seit einigen Jahren in vieler Munde. Die längst überfällige Antwort darauf ist JOMO – für das ich hier ein bißchen Werbung machen möchte.


FOMO

Fear of missing out. Das Gefühl, oder etwas dramatischer, die Angst, etwas zu verpassen.

Es ist nicht nur ein Jugendphänomen und existiert nicht erst dank Social Media. 
Auch Marianne hat sich 1983 schon, mit der Alles-ist-so-toll-und aufregend-hier-Postkarte aus Tahiti von der Nachbarin, in eine stille Ecke verzogen, um laut zu seufzen oder sogar eine Träne zu vergießen. Verpasse ich etwas? Hier, in meinem kleinen Leben, in dem großen Haus, mit Herbert?


Marianne hat FOMO. Fear of missing out…

Ich hatte spätestens 1995 das erste Mal FOMO, als meine Mutter es für keine Spitzenidee hielt, mich auf der angesagtesten, krassesten Party eines Schulkameraden mittanzen zu lassen. Wobei 14,15,16 Jährige nach einer Flasche Saurer Apfel sowieso eher nicht mehr so viel tanzen.

 

Heute sind es nicht mehr die Postkarten und nicht nur die Erzählungen der anderen am nächsten Tag, die dieses Gefühl in uns auslösen. Heute geht es viel leichter und schneller. Wir sehen das unfassbar aufregende Leben der anderen und mit diesem einen Klick auf ein Social Media Profil, bekommt unser Leben einen Frontalschaden. Der Plan, den Urlaub mit fünf neuen Büchern geruhsam auf dem Balkon zu verbringen, ist nichts mehr wert, wenn andere auf Balis Wellen surfen oder von einem Festival zum anderen trampen.

Aber auch im echten Leben, das ohne Instagram, schleicht sich FOMO immer mal wieder an. Den ganzen Tag freut man sich auf einen schönen, entspannten Abend. Wanne, Lieblingsessen, Schlafen. Bis das Telefon piept und dich wissen lässt, dass sich alle aus deiner Freundes-WhatsApp-Gruppe jetzt zu einem legendären – klar, was sonst – Kneipenabend treffen. Was erleben die, was ich nicht erlebe.

Das grundlegende Problem ist, dass das, was andere machen, immer besser, aufregender, toller, wertvoller, sinnhafter, spaßiger ist, als der eigene Abend, Wochenende, Urlaub, Beruf, Partnerschaft, Leben. Dieses ständige Vergleichen, bei dem wir nie gewinnen können, macht uns krank.

Wikipedia sagt zwar: „FOMO ist kein medizinisch anerkanntes Krankheitsbild“. Aber ich befürchte, es könnte eines werden.


JOMO


Eine Gegenbewegung gibt es allerdings jetzt schon, und diese kommt auch lässig als Kurzwort daher.

JOMO. Joy of missing out. Die neue Freude, nicht dabei zu sein. Super!
Wir sollten wieder lernen, auf unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu hören. Sich selbst und das eigene Leben mehr wertschätzen. Und zwar nicht als Bei-mir-ist-auch-alles-toll-Frustrationstarnung. Sondern ganz ehrlich anerkennen und wertschätzen. Und wenn du nicht zufrieden bist, dann stehen dir alle Türen offen, etwas zu ändern. Du hast eine Wahl. Aber halte vorher inne und frage dich, ob es wirklich DEIN Wunsch ist, etwas zu verändern und was dich dazu antreibt.

 



Ich bin TEAM JOMO

Klar gelingt es mal besser, mal weniger gut. Ich bin aber generell ziemlich gut mit mir verbunden und spüre, wenn ich auf etwas einfach keine Lust oder besser, auf etwas anderes mehr Lust habe. Nämlich auf das, was ich will und in diesem Moment brauche. Und wenn sich ganz Berlin irgendwo versammelt:
i couldn´t care less. Du MUSST gar nichts.

Und, ein Glück, nutze ich ja wirklich gerne Instagram und Facebook. Sollte ich also irgendeine bahnbrechende Entwicklung, Party, Welle verpasst haben, werde ich es erfahren.

Jomo ist übrigens auch der Name eines kleinen Einschlagkraters auf dem Mond. Und ich denke, ihm ist ziemlich egal, was Hans und Franz hier so treiben. Da können wir uns dann doch gechillt hindenken. Aber bitte nicht verraten oder posten, sonst kriegt noch jemand FOMO.


Do what makes YOU happy!

Deine Marlene

5 Kommentare

  1. Klein aber fein, danke.
    Ein Thema, welches mich gerade auch wieder extrem antriggert, da ich dringend eine Schaffenspause brauche …
    Nina

    • Marlene

      Danke liebe Nina.
      Ja, sich mal ein bißchen aus dem Strudel rauszuziehen, während gefühlt ALLE anderen VOLLGAS geben, ist tatsächlich nicht so leicht. Aber auch hier wieder einer meiner Lieblingsgedanken: You can´t pour from an empty cup! Viel Erfolg beim JOMO!

  2. Liebe Marlene, das ist ein sehr schöner Beitrag. Ich habe mir gerade den Knöchel verstaucht, da habe ich viel Zeit für Bücher auf dem Balkon und muss mich damit abfinden, dass Berlin danach auch noch da ist 😉
    Liebe Grüße
    Tina

  3. Janine sagt

    Vielen vielen Dank für diesen Beitrag. Hat mir echt sehr geholfen ein paar Gefühle einzuordnen.
    FOMO über andere. Etwa die eigenen Kinder? Darüber mache ich mir gerade Gedanken…

    • Marlene

      So gern, liebe Janine. Freut mich sehr, dass dir meine Artikel ein paar hilfreiche Impulse geben konnte. Es ist aber auch wirklich ein Thema, was sicherlich die meisten kennen. Auch wenn diese Gedanken oder Gefühle bisher keinen Namen tragen. Sie sind da. Und das ist auch ok und normal. Nur darf man sich damit nicht all das Tolle, was man hat, denkt, fühlt, lebt, vermiesen lassen. Ich wünsche dir ganz viel JOMO und Wertschätzung für dich und dein Leben!

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