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Selbstrespekt – Konfrontation oder Rückzug

Selbstrespekt

Ungerechtigkeiten und respektloses, rücksichtsloses Verhalten fordern mein hochsensibles Herz oft ganz schön heraus. Und der Rebellin in mir polterte dann auch öfter mal ein „Ey, sag mal, gehts noch?“ raus. Immer weniger allerdings, weil mir meine Energie und Nerven mittlerweile so viel mehr wert sind als mich über respektlose Leute zu ärgern, immer weniger, weil ich weiß, dass es in den meisten Fällen gar nichts mit mir persönlich zu tun hat, immer weniger, weil mir solche Menschen eher leid tun und ich mir überlege, was wohl passiert sein muss, dass dieser Mensch so geworden ist. Allerdings lasse ich auch nicht alles zu. Weil ich, mittlerweile wieder, einen gesunden Selbstrespekt habe. Aber natürlich könnte ich öfter mal heulen vor Wut und Verständnislosigkeit. Mach ich dann auch!


Respekt bitte!

Das Wort Respekt assoziiert ein kleiner, kindlicher Teil von mir immer noch mit Strammstehen und Mund halten. Denn der, dem Respekt gezollt werden soll, ist toller, größer, stärker, erfolgreicher, einfach alles mehr als ich. Da hab ich wohl als Kind etwas missverstanden. Geht es dir auch so?

Respekt ist eine Form der Wertschätzung, der Aufmerksamkeit, Anerkennung und Toleranz. Und all das empfinde ich mir auch selbst gegenüber. Selbstrespekt heißt für mich auch, dass ich für mich einstehe. Dass ich zugeben kann, wenn ich einen Fehler gemacht habe und auch äußern kann, wenn ich ungerecht oder respektlos behandelt werde. 

Wie handele ich aber nun aus Selbstrespekt?

Dazu ein kurzes Erlebnis:
Ich stehe in der Kassenschlange eines Supermarkts in einer Gegend, die, sag ich mal vorsichtig, für viele sensible Gemüter nicht unbedingt the Place to be ist. Für alle Berliner, Rewe am Kotti. Die Kassiererin wird beschimpft und beleidigt, das Kleingeld wird ihr abfällig in den Schoß geschmissen. Respekt vor einem anderen Menschen? Längst gemeinsam mit dem Respekt für sich selbst auf den harten Straßen von Berlin verloren gegangen. Furchtbar, das mit anzusehen. Aber eben leider alltäglich. Die Kassiererin reagiert nicht, zumindest nicht mit Worten. Aber ich sehe sie. Ich sehe, wie sie in sich zusammengefallen ist. Und nicht erst in diesen zwei Minuten. Alles an ihr schreit: ich habe meinen Selbstrespekt verloren. Weil ich nicht mehr für mich einstehe. Weil ich es wahrscheinlich nicht wert bin, dass man mich respektvoll behandelt. Weil sie bestimmt schon unendliche Male den Impuls hatte, auf so ein Verhalten zu reagieren. Und es aber nie gemacht hat. (An diesem Punkt zwei Dinge: mir ist schon klar, dass sicher in ihren Arbeitsvertragsbedingungen festgehalten ist, dass der Kunde König ist und sie den Mund zu halten hat. Egal was ist. Und mir ist auch klar, dass die Menschen, die sie so behandeln, selbst eine riesengroße Umarmung und Unterstützung brauchen. Dennoch…)

Wir können diese Szene auch zwischen Chef und Angestellten spielen lassen, zwischen Beziehungspartnern, zwischen Vater und Sohn, zwischen allen Menschen, die Kontakt miteinander haben.

 

Konfrontation oder Rückzug

Unsere Supermarktkassiererin hat sich klar für den Rückzug entschieden. Moment, hat sie es wirklich selbst-bewusst entschieden?
Genau darum geht es nämlich.

Selbstrespekt bedeutet nicht, jeden anzupflaumen, der dir doof kommt und dich nicht wertschätzend genug behandelt. Selbstrespekt kann auch bedeuten, ein paar Mal tief durchzuatmen und sich gegen eine Konfrontation und für die eigenen Nerven zu entscheiden. Und auch damit für sich einzustehen. Ich bin mir gerade mehr Wert als DAS. Gehst du allerdings einer Konfrontation immer aus dem Weg, weil du das Gefühl hast, dass du nicht wichtig genug, nicht wertvoll genug, nicht sonstwas genug bist, um das Verhalten anderer dir gegenüber zu kritisieren, verabschiedet sich auch dieser kleine Selbstwert und Selbstrespekt irgendwann ganz. 

 

Du bist verantwortlich – für dich

Ich zucke immer leicht zusammen, wenn ich so etwas schreibe. Denn es wäre so viel leichter, die Schuld auf andere zu schieben und mit dir gemeinsam zu schreien: der, die, das ist so scheiße!!
Das darf man auch mal. Und manchmal hilft das auch. Aber damit haben sich diese Menschen nicht verändert. Es ist deine ganz persönliche Entscheidung wie du reagierst. Denke daran, dass du eine Wahl hast. Entscheide bewusst und frage dich: kann ich damit umgehen oder frisst es in mir? Fühle ich weiterhin meinen Selbstrespekt, auch wenn ich nicht äußere, was ich von diesem Verhalten mir gegenüber halte. Ist der Punkt gekommen, an dem ich für mich einstehen und laut sagen muss: So gehts nicht!


Überlege doch mal, was für dich Selbstrespekt bedeutet. Vielleicht hilft dir dabei meine kleine Liste

♥ Ich nehme mich ernst und darf (auch mal) Priorität in meinem Leben sein
♥ Ich sorge dafür, dass es mir gut geht
♥ Ich kann aussprechen, wenn es etwas gibt, was mich und meinen Selbstwert verletzt
♥ Ich erlaube nicht, dass mein Selbstwert und -respekt durch das Verhalten anderer dauerhaft Schaden nimmt.
♥ Ich kann zu meinen Fehlern stehen und auch Entschuldigungen annehmen
♥ Ich weiß, was ich kann und was nicht – das umarme und akzeptiere ich
♥ Ich darf auch mal NEIN sagen und mich damit FÜR mich entscheiden
♥ Ich nehme nicht alles ernst, aber ernst genug
♥ Ich kenne meine Werte und Bedürfnisse und handle danach

„I got to have (just a little bit)
A little respect (just a little bit)“

Ich würde sagen, just a HUGE bit für dich! 

Deine Marlene

Auch in diesem Thema unterstütze ich dich von Herzen gerne persönlich in einem Coaching. Schau doch dazu HIER oder schreib mir direkt an hallo@marleneraker.de

1 Kommentare

  1. Wow! Starker Artikel. Ich verstehe voll und ganz deine Gedankengänge. Sich selbst vor negativen Einflüssen schützen, für sich sorgen und nicht einfach nur alles schlucken, bis es Geschwüre verursacht, ist Selbstachtung. Ich gebe dir absolut recht, dass man auch mal laut aussprechen sollte, wenn man findet, dass sich jemand absolut daneben benommen hat und ruhig auch mal sagen: Das hat mich gerade sehr verletzt. Hast du keinen Respekt vor dir und deinen Mitmenschen?

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