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Lob oder Tadel? 5 Tipps für den Umgang mit Kritik

Kritik

Unser Leben lang, tagein tagaus werden wir abgecheckt und bewertet, direkt oder indirekt. Erhalten Feedback von anderen Menschen, bewusst oder unbewusst, gefragt oder ungefragt. Von Menschen, die es gut mit uns meinen und es trotzdem falsch machen, oder von Menschen, die uns klein kriegen wollen und das auch schaffen. Wenn du aber weißt, wie du funktionierst, gibt es Wege, aus jeder Kritik das Beste für dich rauszuholen.

 

Zwei Geschichten aus meinem Leben:
Klasse 11. Gymnasium. Deutsch. Halbjahreszeugnis. Eine fiese, fette Fünf! Meiner Meinung nach völlig unangebracht. Wie sich herausstellte, wollte meine Lehrerin damit bezwecken, dass ich mich noch mehr anstrenge im nächsten Halbjahr, weil ich schon auf einem guten Weg war. What the fuck! (Im nächsten Zeugnis hatte ich dann eine Zwei, super. Ich habe mich aber nicht mehr angestrengt, im Gegenteil. Gebracht hat es mir nur Wut und großen Druck)

Ballettschule. Ich 15 Jahre alt. Eine der Besten. Sollte die tragende Rolle in einem Märchen bekommen. Kurzfristig doch nur 2. Besetzung. Meine Ballettlehrerin sagte damals, dass „die wirklich guten Mädchen nicht zu früh den Erfolg spüren dürften“. Aha, das war also eigentlich ein Lob, eine Anerkennung. Schade, dass ich das leider nicht gespürt habe….

 

Wenn ich im Folgenden von Kritikern spreche, gehe ich jetzt einmal ganz naiv davon aus (Naivität gehört sonst leider nicht zu meinen Stärken), dass dies Menschen sind, die es prinzipiell gut mit dir meinen.
Die andere Sorte Mensch, der es nur darum geht andere klein zu machen und innerlich jubeln, wenn dir die Tränen kommen, darf in diesem Artikel keinen Platz haben. Bähhh! Obwohl es ja meistens so ist, dass sie nur so handeln, weil sie eben selber auch Sorgen, Unsicherheiten und Ängste haben, die sie dann auf andere Menschen projizieren…ach, ich hab einfach zu viel Verständnis…aber nein, heut nicht!

 

Wenn wir selber wissen, wie wir auf welche Art von Kritik reagieren, können wir diese auch besser annehmen oder etwas dafür tun, dass sich die Art ändert.
Woraus entwickelst du deine Kraft, deinen Ehrgeiz, Mut und Vertrauen in dein Können?

Welcher Typ bist du?
(Nummerierung, keine Platzierung)

Typ 1:
Kritiker: „Du bist toll, …“
Dein Gedanke: „Oh toll, ein Lob. Jiippihhh. Ok, dann häng ich mich jetzt weiterhin voll rein, weil ich ja scheinbar auf nem richtigen Weg bin und meine Bemühungen gesehen werden.“

Kritiker: „Du bist schlecht, …“  
Dein Gedanke: „Mhh, na ok, wenn das so ist. Dann brauch ich mich auch nicht mehr anzustrengen. Ich bin ja eh schlecht. Und außerdem: aua, das tut weh…“

Typ 2:
Kritiker: „Du bist toll, …“
Dein Gedanke: „Jeah, danke. Dann kann ich ja jetzt mal ein Päuschen einlegen“

Kritiker: „Du bist schlecht, …“
Dein Gedanke: „Pff, dir zeig ich´s. Ich bin der/die Beste. Jetzt geb ich erstrecht Vollgas“

Naaaa, hast du dich wiedererkannt?

Wenn du keine vergleichbaren Erfahrungen machst, denk doch mal an deine Kindheit, Schulzeit, Studium oder Ausbildung zurück. Ich bin sicher, da fallen dir so einige Schlüsselmomente ein…

Ich möchte mich hier gar nicht einmischen und dir sagen, wie es besser ist. Es ist nur sehr hilfreich, wenn man weiß, wie man tickt. Wie man wächst. Was einem dabei hilft und was nicht. Besonders wenn du (Hoch)Sensibel bist. Denn in diesem Fall brennt sich die Aussage deines Gegenübers direkt durch deinen Körper in deine Seele. Und du hörst nicht nur die Worte deines Kritikers, du spürst auch seine körperliche Anspannung, als wäre sie deine.

Ich bin auf jeden Fall für einen Austausch, für Kritik, wenn sie denn – Achtung jetzt das beste Wort – konstruktiv ist. Durch Feedback von anderen können wir lernen. Vor allem uns selbst besser kennenlernen. Denn wir positionieren uns. Nehmen wir eine Kritik an? Herrscht ewige Eiszeit nach einem Teammeeting? Erhält ein Kollege unseren höchsten Respekt, weil er durchaus menschlich was drauf hat? Bei welcher Art von Kritik steigen uns die Wuttränen in die Augen? Wann spornt uns ein Feedback an? 

 

Was du tun kannst, wenn dir oft vor Augen geführt wird, was du alles nicht kannst (wenn du Typ 1 bist)

1. Suche das Gespräch mit deinen Vorgesetzten oder deinen Kollegen. Erkläre Ihnen, dass du durchaus gewillt bist, Anweisungen und Kritik konstruktiv umzusetzen. Jedoch hemmen dich „kleinmachende“ Kommentare.
(ich kann mir vorstellen, dass jetzt viele von euch denken: ja, nee is klar, Marlene. Das kann man doch nicht ansprechen! Schon gar nicht bei Vorgesetzten. Da ist man für immer unten durch, das nimmt doch keiner an oder ernst!  Das ist echt schade und ziemlich traurig. Muss nicht irgendjemand mal damit anfangen, so etwas zu ändern? Na gut, fange vielleicht mit einem Kollegen an.)
Wichtig: nutze einen emotional unaufgeladenen Moment, um dein Thema anzusprechen. Nicht direkt nach einer Kritik kontern

2. Formuliere die Kritik für dich um und ergänze. „Er hat …. gesagt, aber sicher nur, um mich zu fördern. Um im positivsten Sinne noch mehr aus mir rauszuholen. Und hat offenbar Vertrauen, dass ich das auch kann. Sonst hätte er es nicht von mir gefordert“

3. Hole dir HilfeWenn bei einer Standpauke noch ein paar Ohren mitgehört haben, frage nach, wie sie die Kritik verstanden haben. Denn du weißt ja, dass du höchstwahrscheinlich nicht nur das Gesagte gehört, sondern auch filterlos die Körpersprache, Mimik, Lautstärke etc. wahrgenommen hast. Versuche dich also emotional zu distanzieren. Lass dir helfen, das Konstruktive an der Kritik zu finden.

4. Letztendlich entscheidest du, was du von der Kritik annimmst. Für deine Arbeit, aber auch für dich als Mensch. Während du vielleicht noch Tage nach dem Gespräch Schwierigkeiten hast, dich selber weiterhin zu motivieren und diese Druckwelle immer noch stark spürst, hat dein Kritiker die Situation längst vergessen. Nimm also die Kritik bewusst an oder nicht. Wenn du sie annimmst, dann fokussiere dich. Und ärgere dich nicht länger.

5. Sei ehrlich. War die Kritik gerechtfertigt? Und wenn ja, dann mach dir deswegen keine ewigen Vorwürfe. Du hast gerade eine Beurteilung deiner Leistung bekommen, das reicht. Nun hast du die Gelegenheit es beim nächsten Mal besser zu machen. Und das wirst du! Nur Mut!

 

Unseren Pflanzen geben wir doch auch was sie brauchen…
Einige brauchen Sonne, andere bevorzugen Schatten, viel Wasser, wenig Wasser, welche Erde darfs denn sein… Wenn sie sich gut machen, bekommen sie Komplimente: ach sind die schön! Wenn sie die Köpfe hängen lassen, bekommen sie eine extra Portion Pflege und Liebe.

An dieser Stelle ein Lob an alle Botaniker. Mir leuchtet nur irgendwie nicht ein, warum wir uns gegenseitig nicht auch so behandeln, wie unsere Orchidee im Wohnzimmer.

 

Bist du auch oft in der Position des Kritikers? Versuche herauszufinden, wie deine „Untertanen“ ticken. Gehe nicht davon aus, dass alle so sind und das gleiche brauchen wie du. 

 

Kritik sollte ein Wegweiser sein.
Kein Hindernis, das unseren Weg blockiert.

Wie gehst du mit Kritik um? Welcher Typ bist du? Hast du noch einen Tipp? Schreib mir! 

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