Lieben
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Wir müssen uns zeigen, wenn wir gesehen werden wollen

sich zeigen, liebe, feinfühlen

Ich liebe dich. Drei Wörtchen, die als Team Leben verändern. Da sind diese Momente, in denen man sich nichts sehnlicher wünscht, als diesen Satz zu hören, von dem Menschen, für den man genau das empfindet. Da sind die endlosen Fragen über den richtigen Zeitpunkt, für das erste Mal Ich liebe dich, die doch meist nur dafür verantwortlich sind, dass der Zeitpunkt immer falsch ist, weil Kopf über Herz bestimmt. Drei Wörtchen, die aus Freundschaft Liebe machen, oder keine Freundschaft mehr zulassen, ein Satz der so viel Mut braucht und, wenn ehrlich vom Herzen, doch so unumgänglich ist. Ein Satz der verletzlich macht und verletzen kann, der so viel Stärke zeigt. Ein Satz der zur Floskel wird, zum Stimmungsbarometer, zur Kette, zur Eintrittskarte. Drei Worte, die jeder kennt, weil wir sie irgendwann in bunten Farben in ein Übungsheft geschrieben haben. Doch was man wirklich damit meint, wenn man die Worte aneinander reiht, was man wirklich empfindet, weiß man eben nur selbst. Weil Liebe ein Gefühl ist. Und Gefühle kann man eben nicht auf einen Tisch legen, anschauen und vergleichen.

Wir haben ja aber auch noch andere Worte gelernt… nutzen wir sie doch.

Natürlich ist ein Ich liebe dich zutiefst romantisch. Einmal ausgesprochen tanzt dieser Satz durch die Luft, streichelt einmal zärtlich über Haut und Seele und macht sich dann allerdings schnell wieder vom Acker. Vielleicht wollen wir ihn deshalb so oft hören. Weil er so schön anzusehen ist, sich so gut anfühlt aber nie lange bleibt, weil wir eigentlich gar keine Ahnung haben, was er bedeutet. Zumindest nicht für den, der ihn uns schenkt.

Wie wäre es also mit: Ich sehe dich!
Klingt nicht so schön. Ist es aber. Big Brother oder Psychothriller drücken zwar auch auf die Assoziationsklingel, aber wir entscheiden ja selbst, wen wir reinlassen.

 Wir wollen geliebt werden. Und für mich bedeutet das, dass ich GESEHEN werde. So wie ich bin, mit allem, was mich ausmacht.

Ich habe darüber nachgedacht, was es eigentlich heisst, wenn jemand sagt, er fühle sich nicht geliebt. Was genau ist es, was uns fehlt. Was vermissen wir?

Ich fühle mich nicht geliebt bedeutet eben häufig Ich fühle mich nicht gesehen. 

Keine tiefe Verbundenheit, kein tiefes Verständnis, kein tiefes Gefühl.



Und bevor genau dieser Satz dem Partner irgendwann in einem ohnehin schon angespannten Moment um die Ohren fliegt, könnte man doch erstmal schauen, ob ein Grund dafür vielleicht bei einem selbst liegen könnte.

Du willst also gesehen werden. Nun, zeigst du dich? 


Gibt es etwas, was du vor deinem Partner verbirgst? Wie nah lässt du ihn wirklich an dich heran? Schränkst du dich ein, aus Angst ihn zu verletzen oder die Beziehung zu gefährden? 


Oft zeigen wir uns nicht und erwarten doch, dass der Partner uns sieht und in aller Tiefe begreift. 
Ich habe das Gefühl, er weiß gar nicht, wer ich bin. Er kennt mich gar nicht. Versteht mich nicht.
Hat er denn überhaupt eine Chance, genau dies zu tun?

Dein Partner kann nur sehen, was du zeigst.
So oft hängen wir in dieser romantischen Hollywood Vorstellung, dass eine Beziehung, eine Liebe einfach so läuft, ohne dass man etwas dazu tut. Man soll sich Blind verstehen, der Partner soll wie ein Magier in die Seele schauen können. 
Ja, find ich auch toll. Im Film. Ja, na gut, auch im Leben. Aber so etwas kann eben nur entstehen, wenn man auch bereit ist, sich zu zeigen. Wenn man bereit ist, seine Mauern aus Angst und Enttäuschung einzureißen. Wenn man bereit ist, die Person zu sein, die man ist. Wenn man keine Spielchen spielt.



Was erwartest du, das dein Partner von dir weiß? Das dein Partner versteht? Zeig ihm mehr davon.

Wenn man sich nicht öffnet, klammert sich die Beziehung an die Oberfläche. An die Äußerlichkeiten, die ja nunmal vergänglich sind. An die man sich gewöhnen kann, an denen man sich satt sehen kann, die austauschbar sind. Die nur das sind, was sie sind. Eindimensional. Keine Frage, manchmal ein wahrer Genuss und sicher auch ein Aspekt für den berühmten Funken, aber dann doch auch ohne Überraschung. Ohne Tiefe. Ohne Verbundenheit. Vielleicht mit viel Ich liebe dich aber wenig Ich sehe dich.

Warum wir uns nicht öffnen oder es uns schwer fällt, hat natürlich vielfältige, sehr persönliche Gründe. Negative Erfahrungen und die damit verbundene Angst vor der eigenen Verletzlichkeit, geringes Selbstwertgefühl: Da ist doch nichts Schönes, Interessantes in mir, was ich ihm zeigen könnte, ein Mangel an Selbstliebe: Ich bin nicht liebenswert, aber wehe du liebst mich nicht. Ich verstehe all diese Gründe. Und nicht selten habe ich mich dabei ertappt, genüsslich zuzusehen, wie meine Mannschaft eine perfekte Mauer errichtet. Nur wundere ich mich nicht mehr, warum ich dahinter nicht gesehen werde.

Wenn du gesehen werden willst, wenn du dich geliebt fühlen willst, musst du dich zeigen. Ehrlich, echt, offen. Keine Performance.

Und das ist nicht nur zu Beginn einer Beziehung wichtig. Ich erinnere mich an Zeiten in einer Beziehung, in der ich mich nicht geliebt gefühlt habe. Obwohl das Gefühl doch schon da war. Ich fühlte mich nicht geliebt, weil ich das Gefühl vermisst habe, gesehen zu werden. Klar ist der Partner natürlich erstmal Schuld, der blöde emotionslose Lauch. Im Nachhinein weiß ich aber: er konnte mich gar nicht mehr sehen. Weil ich mich nicht mehr gezeigt habe.


Sich zu zeigen, sich zu öffnen ist nicht nur notwendig, um gesehen zu werden, sondern auch, um den Partner besser sehen zu können. 
Wie geht er mit mir um, wenn er in meine Seele schauen darf? Wie sehr stimmt sein Ich liebe dich noch, wenn er mich in aller Nacktheit kennt? Wie behutsam geht er mit meiner Offenheit um? 

In der Tiefe zeigt sich die Einzigartigkeit eines Menschen.

Kein Mensch muss sich einem anderen öffnen. Ich empfehle es sehr, aber diese Entscheidung darf doch bitte noch jeder für sich selbst treffen. Nur ist es hilfreich zu verstehen, dass man nichts von dem Partner erwarten sollte, was man selbst nicht bereit ist zu geben oder zu zeigen.

Was willst du? Was wünschst du dir? 




Selbst wenn ein tägliches Ich liebe dich in deinen Ohren klingelt, ist es keine Garantie dafür, dass du dich auch geliebt fühlst. Denn wie genau fühlt sich Liebe eigentlich an? Wir sagen uns, dass wir uns lieben, wir nutzen die gleichen drei kleinen Worte, aber fühlen wir auch gleich? Ich weiß ja nur, was ich dabei empfinde. Eigentlich hab ich gar keine Ahnung, was es bedeutet, wenn mir jemand sagt Ich liebe dich. Aber es klingt schön und gehört ja nun auch irgendwie dazu. Ich finde aber auch, dass man es sich damit ein bisschen leicht macht. Leicht? Also wenn es einem bereits 187954336 Mal ohne Lampenfieber über die Lippen gekommen ist.

Was ist es denn genau, was du denkst, was du spürst in einem Ich liebe dich Moment?
 Du bist wunderschön. Ich fühle mich dir so nah. Du bist mir so wichtig. Ich bin so heiss auf dich. Du machst mich glücklich. Du bist wahnsinnig aufregend. Ich bin so gern in deiner Nähe. Du bist mein Zuhause. 

ICH SEHE DICH! Wenn du es fühlst, ist es richtig! Hör deinem Gefühl zu, schau der Person ins Herz und lass dann deins sprechen. 



Zeig dich! Lass zu, dass dich jemand sehen kann.

Ja – verletzlich. Ja – beängstigend. Ja – nackt, aber Ja – geil!

Auf die Liebe

 


Mehr Lieben?!

Gebrauchsanleitung für diese Rubrik
Kommunikationsboost – es ist immer einen Versuch wert

 

 

 

 

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